Jeder in Vietnam fährt Moped, aber nur die wenigsten können es wirklich, so das Gefühl einer Bulgaro-Deutschen, die zum ersten Mal in Asien unterwegs ist. Um auf den Straßen von Saigon überleben zu können, braucht man: eine laute Hupe – als Fahrzeug jeglicher Art oder schnelle Beine und jede Menge Wagemut als Fußgänger. Die ersten Straßenüberquerungen in dieser knapp neun Millionen-Stadt sind ein richtiger Adrenalinkick.
Und fast jeder in Vietnam macht Frühsport, am liebsten auf laute Technomusik in beeindruckenden Gruppenformationen in Parks. Ich fühle mich erinnert an die Filme über den tollen Alltag in der kommunistischen Volksrepublik Bulgarien. Erlebt habe ich den Frühsport leider nicht mehr, ich war ja ein Kind der Demokratie.
Dazu schreiben alle Vietnamesen Wunschzettelchen an ihre Buddhas. Es gibt mehrere davon, der grinsende Happy Buddha mit dem Wohlstandsbauch, der liegende Buddha, der grazile, sitzende Buddha und noch ein paar andere. Und jeder von ihnen steht für etwas anderes. Also muss der Glückszettel genau bei dem jenigen landen, der dafür auch zuständig ist. Ansonsten geht der Wunsch nicht in Erfüllung.
Ich möchte keine Vorurteile über Vietnam bilden oder festigen, deswegen werde ich mich nun auf meine Empfindungen bei dieser Reise durch Südvietnam zum Mekong-Delta und zur größten Vietnamesischen Insel Phu Quoc im Golf von Thailand konzentrieren.
Was fand ich spannend, gut und interessant:
- die Märkte und die street food-Stände – ich liebe vietnamesische Küche und habe einiges auf der Straße ausprobiert, ohne Konsequenzen für meinen Magen;)
- die schwimmenden Märkte auf dem Mekong – einer der zwölf längsten Flüsse der Welt endet in Vietnam. Auf einem Boot durch die breite Delta zu fahren und sich leckere Obstsorten auf den schwimmenden Märkten zu holen, ist ein richtig cooles Erlebnis!
- die Zuversicht der Vietnamesen, dass der Verkehr sich von allein regelt. Mir ist keine einzige Ampel auf der Reise begegnet!
- die stillstehende Zeit im Palast der Wiedervereinigung in Saigon – seit Mitte der 70er Jahre, als die letzten Ministerpräsidenten ihn verlassen haben, ist der Palast unberührt und mittlerweile ein Museum
- die kolonialen Stadtteile Saigons, die einen morbiden Charme haben
- das Fahrradfahren zum Chinesischen Meer auf einer sehr stark befahrenen Landstraße, natürlich bewaffnet mit Gasmaske und zwischen LKWs, Eseln und Mopeds
- das Mopedfahren auf Phu Quoc ohne Straßen und mit manchmal unüberwinbaren Sanddünen
- die Freundlichkeit der Menschen trotz ihrer heftigen, nicht weit zurückliegenden Vergangenheit
Was mich geschockt hat:
- die unglaubliche Vielfalt der Natur und das absolut fehlende Bewußtsein für Umweltschutz – hier ist Plastik einfach überall!
Was mich amüsiert hat:
- Die Art, Wegbeschreibungen zu geben oder auf Fragen zu antworten, ohne die richtige Antwort zu kennen – einfach aus Höflichkeit
- das Taxifahren auf den Mopeds – ich habe es geliebt!
- das Gefühl, ein VIP zu sein. Wie geht das? Wenn man auf einmal während des Schlafs auf einer Fähre merkt, dass der Sitz neben einem dauerbesetzt ist, obwohl er eigentlich leer steht. Man öffnet dann die Augen und sieht einen Vietnamesen, der gerade ein Selfie mit einem macht…Nicht der erste und sicher nicht der letzte…