10 Stunden später bin ich in der Hauptstadt Chiles, Santiago. Die Stadt, über die man mir sagte, sie lohnt gar nicht. Vergeudete Zeit, dreckige Stadt, nichts zu sehen. Santiago begeistert mich schon beim ersten Anblick. Und später bin ich einfach verliebt. Santiago lebt und feiert sich, ist ehrlich und unprätentiös, sympathischer als Buenos Aires. Ich wohne mitten im Zentrum, nicht weit von all den Sehenswürdigkeiten. Die Straßen von Santiago sehen aus wie endlose Flohmärkte und die Chilenen sind verrückt nach Fussball (was für eine Überraschung! 😂) und Tarot. Man trinkt gerne café con piernas (heisst, dass die Bedienung einen kurzen Rock anhat und viel Bein zeigt) und pisco sour (ein Weinbrand mit frisch gepresstem Zitronensaft). Gegessen wird u.a. porotos granados (Bohnen-, Kürbiseintopf) und chupe de jaibas (Krebskuchen).
An nächsten Tag habe ich Geburtstag. Zu diesem Anlass besuche ich das Haus vom chilenischen Dichter Pablo Neruda. Neruda gehört zu meinen Lieblingsdichtern und er war einer der Gründe tatsächlich, warum ich damals angefangen habe, Spanisch zu lernen. Ich wollte seine Gedichte im Original lesen. Nicht nur seine Sprache verzaubert, auch sein Leben war außergewöhnlich. Er war besessen vom Meer und baute all seinen Häuser (davon gibt es 3) in Form von Schiffen. Neruda selbst war noch nie schwimmen in seinem Leben. La Chascona sieht aus wie ein Zauberschloss auf mehreren Etagen voll mit Antiquitäten. Neruda hatte einen guten Humor und seinen Gästen wurden Salz und Pfeffer so angeboten (siehe bild1, demnächst euch auch!). Neruda war Botschafter Chiles in der ganzen Welt, ein bekennender Unterstützer von Salvador Allende und starb nur wenige Tage nach seinem Tod im Moneda Palast.
Den Nachmittag verbringe ich schwimmend über den Dächern von Santiago, in einem Freibad. Es sind 35 Grad. Ich bin total aus dem Häuschen. An meinem Geburtstag war ich NOCH NIE im Freien und an so einem fantastischen Ort schwimmen…














