Meine erste Station in Peru ist die weiße Vulkanstadt Arequipa. Sie liegt auf 2.400 Höhenmetern (ziemlich niedrig für Peru! Aber wir atmen jetzt schon schwer…wie zwei englische Buldoge) und grenzt von der einen Seite an Atacama und von der anderen an 3 aktive Vulkane. Das macht ihr Klima sehr angenehm, denn tagsüber ist es heiss und abends kühl. Arequipa ist umgeben von grünen Terrassen.
Zwischen Chile und Peru besteht ein Zeitunterschied von 2 Stunden. Es ist ziemlich gewöhnungsbedürftig für uns, weil es schon um 18 Uhr völlig dunkel ist. Der frühe Sonnenuntergang heisst natürlich nicht, dass die Peruaner früh ins Bett gehen. Aber ich fühle mich wie gejetlaged. Am ersten Abend gehe ich tatsächlich um 8 Uhr schlafen, völlig unfähig, mit dem Gedanken “Ab ins Nachtleben” etwas anzufangen.
Die Stadt ist die zweitgrößte in Peru und man merkt an der wahnsinnigen Autodichte in den schmalen Gassen, dass sie 1,5 Mio. Menschen beherbergt. Sie hat ein weißes “spanisches” Gesicht, ihre Plaza de Armas und die Kathedrale, gebaut aus dem Vulkangestein sillar, erinnern an Andalusien.
Bis zu Mitte des 20. Jhrs war die Stadt mit seinem Frauenkloster Santa Catalina berühmt. Es ähnelt einer eigenen Stadt im Stadtzentrum. Die Führung durch das rötlich-blaue Labyrinth dauert eine Stunde. In der Blütezeit wohnten hier 200 Schwestern, manche sogar mit Sklaven aus Afrika. Man glaubt es nicht, aber die Nonnen mussten nicht alles entbehren. Sie speisten königlich, bis zu einem halben Kilo Fleisch pro Tag und dazu noch leckere Meerschweinchen. Das war auch der Grund, warum viele Nonnen früh verstarben, z.b. an den Folgen von Diabetes. Aber ihre Gedanken und Träume durften sich nicht um den nackten San Sebastian drehen, das war Sünde. Jeden Tag geisselten die Schwestern ihre sündenhaften Körper, bis der Papst in den 60ern entschieden hat, dass auch zweimal die Woche Selbtgeisselung ausreichend ist…
Ich fahre für ein Sol pro Kopf (umgerechnet etwa 0,35 cent) raus in die grüne Provinz und sehe, wie die Landsleute leben und auf dem Feld arbeiten. Inkl. ein einfaches, deftiges Mittagessen in einer picanteria…So lecker und günstig!
In Arequipa haben Archäologen Ende der 90er ein paar sehr gut erhaltene eingefrorene Kinderkörper auf bis zu 6.000 m Höhe gefunden. Einer der Vulkane, Misti war ein heiliger Inca-Vulkan. Um einen erneuten Ausbruch zu verhindern, haben die Inkas aus heutiger Sicht grausame Kinderopfergaben gemacht. Aus dem ganzen Reich, der sich über 5 Länder erstreckte, suchten sie die fittesten Kinder aus, die nach Cusco gebracht wurden, über die Atacama-Wüste mussten und dann in einer Schanamen-Zeremonie auf der Vulkanspitze feierlich begraben wurden. Das Eis erlaubte die Konservierung der Körper, sie wurden nach der Eisschmelze (der Nachbarvulkan hat diese verursacht) an die Oberfläche “gespult”. Ich sehe eins der Kinder, etwa 500 Jahre alt, es hat pechschwarze Haare und sie sehen gruselig echt aus…