Kathmandu empfängt uns mit Stromausfall am Flughafen. Hier sind alle entspannt und schweben über diese kleinen Alltagsärgernisse. Nachmittags mitten im Wahnsinnsverkehr von Kathmandu. 4 Millionen Menschen und ein hundert heilige Kühe, die irgendwohin wollen. Mopeds, LKWs, Tuk-tuks, Fußgänger mit Atemschutzmasken und eine andauernde Hupperei. Die Luft besteht aus Staub und Curry-Gerüchen gemischt mit Dieselgestank. Ich fühle mich erinnert an Saigon und bin direkt diesem lebendigen Wahnsinn verfallen. Namaste Kathmandu!
Nächster Halt Monkey Temple, ein buddhistischer Tempel, der auf einem Hügel nach hunderten von Treppen thront. Affen und streunende Hunde kämpfen ums Revier. Ich laufe in Uhrzeigersinn, die tibetischen Glocken drehend. Om ni padme hum, höre ich mich sagen. Und dann stehe ich Schlange vor einer unbekannten Heiligkeit. Es ist ein ganz neues Gefühl über den Köpfen aller Menschen herauszuragen. Mit meinen 1.62 Metern. Wow. In einem Geschäft lasse ich mich auf eine ausgedehnte Feilschaktion. Als Gegenleistung bekomme ich eine Klangtherapie. Mein Körper und insbesondere der Bauch vibriert wie eine Saite. Chakrenbalance hergestellt. Check.
Mit Freude betrete ich den kleinen Bus, der uns in Richtung Bauddhanāth fährt. Straßen ohne Belag und schon wieder Busschreier, wie in Perú. In den Bussen gibt es hier Frauenplätze. Wir, 7 Europäer sind die vollkommene Touristenattraktion. Insbesondere, wenn wir uns die Hände nach jedem Geldgriff desinfizieren. Wir stehen vor der größten buddhistischen Stupa Nepals. Mir fällt auf, Buddhas Augen sind blau. Vielleicht sind meine Augen deswegen so ein Blickmagnet. Eintauchen in ein Meer von orangenen Blumen und tibetischen Flaggen. Der Himmel verdunkelt sich und der Nachmittags-Musonregen kündigt sich an. Das monotone Singen der Mönche zieht mich an. Die nepalesischen Mönche tragen weiß, anders als die Tibeter, die dunkelrotrot und die Thailänder, die Orange tragen. Im Schneidersitz lasse ich die rhythmischen Gesänge mich in die Gedankenlosigkeit schleudern. Gegen einen Dollar Spende bekomme ich meinen Segen für den Tag. Im Großen und Ganzen wurde ich nie so oft gesegnet wie auf dieser Reise in Nepal. Täglich erhielt ich einen Segen von irgendeiner segenberechtigten Person. Dicke Tropfen, vermischt mit Hagel begleiten unsere sich zähe gestaltende Bussuche. Ich stelle fest, Nepalesen arbeiten zwar als Sherpas, sind aber unfassbar gehfaul in ihrem Alltag. Wir schaffen es zurück nach Thamel, dem Touristenherzen Kathmandus. Scheiß auf die 5 Dollar, heute haben wir uns mindestens ein Bier verdient. Everest trinkt sich gut, so etwas wie das nepalesische Kölsch. Wir landen in einem winzigen Pub auf mehreren Etagen voll von verstrahlten Europäern und Latinos, die seit Tagen kein Sonnenlicht mehr gesehen haben und langsam zum Mobiliar gehören. Ich habe Lust auf Teilen und sinnlose Gespräche. Das kann man hier gut finden. Ich finde sogar Alejandro aus Ecuador, mit dem ich nach 2mal Teilen und mehreren Bier Salsa Cubana auf 1qm Fläche tanze. Der Barkeeper hat bereits die Fenster und Türen zugesperrt wegen der Polizeistunde, die Musik ist kaum hörbar, aber mein Partner ist ein guter Tänzer. High in Kathmandu Salsa Cubana tanzen – es klingt und fühlt sich surreal an.