Von Arequipa aus fahre ich 7 Stunden und 1.500m höher weiter nach Puno, einer Hafenstadt am Titicaca See (auf Quechua bedeutet titi Puma und caca grau/steinern). Die Busfahrt hat diesmal einen besonderen Höhepunkt: wir überschreiten die 5.000 Höhenmeter und mein Magen dreht sich um vor Aufregung. Leider hat die erst gegriffene Tüte ein Loch. Nach 10 Minuten und ein wenig Kotze ist auch diese Katastrophe überwunden.
Keine Heizung auf 4.000 m. Höhe – brr!
Willkommen in Puno auf knappe 4.000 Höhenmetern, wo jeder Schritt erstmal zu Kurzatmigkeit und heftigem Herzrasen fühlt. Und es ist kalt, verdammt kalt! Auf einmal fühlt sich mein Rucksack federleicht an…Kein Wunder! Ich habe die Hälfte der Klamotten an…Auch im Bett…In Peru gibt es einfach keine Heizung.
Auf dem Titicaca
Ich lasse mich von einem gewieften Boatskapitän zu einem unschlagbar günstigen Trip auf den Titicaca überreden. Später stellt sich heraus, dass ich im Vergleich zu allen anderen in der Gruppe am meisten bezahlt habe. Irgendwie habe ich es mit den Schnäppchen noch nicht ganz drauf.
Der See ähnelt einem Meer. Er ist 180km lang und über 60 breit, an seiner tiefsten Stelle ist er über 300m tief. Unser Boat hat Lichtgeschwindigkeit…von ca. 10 km/h…Umso länger kann man auf dem Dach die blaue Unendlichkeit genießen.
Starke Frauen – die Uros
Halbe Stunde von Puno entfernt liegen die floating islands Uros. Etwa 100 selbst gebaute “Grasinseln” treiben wie verankerte Boote auf dem See. Das Volk der Uros zählt 2.000 Menschen, sie nutzen eine spezielle Grassorte totora, um ihre Inseln,Häuser und Boote zu bauen und es wird auch gepellt und geknabbert, eine Art Uros-Chips. Jede kleine Insel hat einen Oberhaupt, bei uns war das eine ältere Mama, die autoritätsvoll an einer Stange totora geknabbert hat, wie eine richtige Chefin. Der Bau einer Insel aus Gras dauert mind. einen Monat. Dafür müssen sie weit in den See auf der Suche nach totora mit Wurzeln. Diese schwimmenden Grasflächen werden in transportierbare Teile geteilt, entwurzelt und zurück zur Gemeinde gezogen. Dort werden die einzelnen Teile (10m x 6m) mit Seilen befestigt, mit frischem Gras bedeckt und verankert. In den geflochtenen Hüten finden wir bunte Klamotten und kleine schwarzweiße Fernseher…wovon die Uros leben? Von Fischerei, Touristen verschiffen und Verkauf selbstgemachter Souvenirs. Und warum leben sie so? Weil sie von Gebühren und Steuern ganz unabhängig sind…so zu sagen ein kleiner Staat im peruanischen Staat.
Homestay auf der Insel Amantani
Nur 2 Stunden davon entfernt, aber in Wirklichkeit 200 Jahre zurück in der Zeit liegt die Insel Amantani. Hier leben 10 Gemeinschaften das Leben von unseren Urgroßeltern. Wir werden vom Präsidenten der Gemeinschaft am Hafen begrüßt und verschiedenen Mamas zugeteilt. Sie alle tragen die traditionelle Tracht der Gemeinschaft: lila Wollrock, weißes, mit Blumen besticktes Hemd und schwarzen Schall. Meine Mama Marisol ist erst 22, hat aber schon einen 7jährigen Sohn, namens Estalin (die unfreiwillige Assoziation mit Russland funktioniert offenbar nur bei uns) und eine 2jährige Tochter, die eine lange Zwergmütze trägt. Ihre Haut wirkt jugendlich, ihr Blick dagegen altklug. Ich folge ihr schnaufend den steilen Steinpfad hoch (bis auf 4.400m) und bewundere, wie schnell sie mit ihren Hobbitfüssen in Sandalen gehen kann. Ihr Haus ist gross und einfach eingerichtet. Die Küche mit dem Steinofen erinnert mich an die Küchen der Nonnen in Arequipa. Es gibt zwar Licht, aber kein fließendes Wasser. Das Essen beschränkt sich auf verschiedene Sorten gekochte Kartoffeln, Reis, Quinoa-Suppe und ein wenig Käse. Abends dürfen wir zu einer Fiesta, die uns eher an Karneval erinnert (siehe Bilder!). Und nach einem Lied Tanzen merken wir unsere Lungen wieder. Die Nacht verbringe ich unter 5 richtig dicken Decken…